Bibelwerk gedenkt seines ersten Leiters
Über 30 Jahre lang hat Professor Dr. Norbert Wolfgang Höslinger das Österreichische Katholische Bibelwerk geleitet – von dessen Gründung durch Franz Kardinal König im Jahr 1966 bis zu seiner Pensionierung als Bibelwerksdirektor im Jahr 1999. Im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils und im Bemühen, die jüdischen Wurzeln des Christentums gerade im Bibelstudium aufzuzeigen, hat Norbert Höslinger Großes für die Bibelarbeit geleistet. Am 25. Dezember wäre er 90 Jahre alt geworden.
Der am 25. Dezember 1930 in Wien geborene Norbert Höslinger trat nach der Matura 1948 der Ordensgemeinschaft der Augustiner Chorherren im Stift Klosterneuburg bei, wo er 1954 auch zum Priester geweiht wurde. Nach Kaplansjahren in Floridsdorf und Klosterneuburg von 1954 bis 1965, war Höslinger von 1968 bis 1975 Pfarrer der Gemeinde St. Martin in Klosterneuburg.
In Nachfolge seines Lehrers und Vorbilds Pius Parsch engagierte er sich zudem ab 1957 in der Leitung des „Pius Parsch-Instituts“ (ehemals „Volksliturgisches Apostolat“) und übernahm auch die Schriftleitung der Zeitschrift „Bibel und Liturgie“, die bis zu ihrer Einstellung Ende 2017 den Reichtum jüdisch-christlicher Überlieferung im Kontext gegenwärtiger Kultur zur Sprache brachte. So wirkte Norbert Höslinger am Schnittpunkt von Bibelwissenschaft, Liturgie und pastoraler Praxis.
Gerade in seiner Zeit als Leiter des Bibelwerks machte Norbert Höslinger sich um die Verbreitung der Schrift verdient, wobei er auch in den vom Kommunismus geprägten osteuropäischen Ländern wertvolle und nachhaltige Anstöße zur Bibelarbeit geben konnte. Als Freund und Kuratoriumsmitglied des 1988 wieder eröffneten Österreichischen Hospizes in Jerusalem hat er zudem das Reisen in Biblische Länder gefördert.
Norbert Höslinger starb am 1. April 2011 im 81. Lebensjahr in Klosterneuburg. Auch in seinen letzten Lebensjahren und bis zu seinem Tod lagen ihm das Bibelwerk, das Pius Parsch-Institut und die Zeitschrift „Bibel und Liturgie“ sehr am Herzen.
Das Gedächtnis dieses „ernsten und zugleich humorvollen, […] ordnungs- und zugleich freiheitsliebenden, […] meinungsstarken und zugleich die Ansichten anderer schätzenden, […] wertetreuen und zugleich neuen und modernen Entwicklungen aufgeschlossenen, […] sich von Kunst, Kultur, Geschichte und Religion der Menschheit berühren lassenden Geist[es]" (vgl. Parte des Augustiner Chorherrenstifts Klosterneuburg) wird den Mitarbeiterinnen des Österreichischen Bibelwerks stets Ansporn und Inspiration sein.
(c) Andreas Kickinger